FLAVIO PAOLUCCI – DIE WEGE DER WEG
WECHSELAUSSTELLUNG

8. September 2018 – 6. Januar 2019
Flavio Paolucci, 1934 in Torre im Bleniotal (Tessin) geboren, blickt auf eine lange, starke künstlerische Präsenz zurück, mit Ausstellungen in allen grösseren Städten der Schweiz und oft auch in Deutschland und Italien.

Unsere Ausstellung in Locarno ist eine Art Rückkehr zu den Ursprüngen: Genau hier, in der Galleria Il Portico, hatte Paolucci 1958, also vor genau 60 Jahren, zum ersten Mal ausgestellt, als vielversprechender Nachwuchskünstler – kurz zuvor war er an der Biennale dei Giovani von Gorizia mit einem wichtigen Preis ausgezeichnet worden –, Seite an Seite mit dem älteren und etablierten Bildhauer Giovanni Genucchi (1904–79).

Die Ausstellung folgt dem Weg der Recherchen, die der Künstler in den letzten 30 Jahren durchgeführt hat. Sie verdeutlicht seine schöpferische Erfahrung im Einklang mit der Natur, erschafft er doch seine Kunst mit natürlichen Materialien wie Holz, Ästen und Zweigen, Papier, Stein, Marmor, Farben oder auch Russ, eines seiner bevorzugten Mittel, mit dem er den Malgrund in einem Gemälde oder die Oberfläche einer Skulptur definiert.

Sein Werk lotet die ganze künstlerische Breite aus: Malerei und Skulptur gehören zu seinem Schaffen, das selbstverständlich von den Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte mitgeprägt wurde, Jahre, in denen Paolucci mit einigen Strömungen der Avantgarde in Berührung kam oder sich vertieft mit ihnen auseinandersetzte, vom Informel zur Pop-Art, von der Konzeptkunst über die Arte povera bis hin zur Ambient Art. All diese Erfahrungen liess er ab den Achtzigerjahren eigenständig in seine Installationen einfliessen, was die Ausstellung gut dokumentiert. Gezeigt wird, wie sich Paolucci programmatisch zwischen Farben, Formen, Materie und Materialien mit ebenso grosser Freiheit wie grossem Respekt für den Gehalt all dieser Elemente seiner künstlerischen Ausdruckskraft bewegt. Die extreme Vereinfachung der Sprache ermöglicht es ihm, in spärlichen Zeichen und Formen Botschaften und Reflexionen zu verdichten, einmal als Anprangerung, einmal mit lyrischer Potenz. Gleichzeitig verleiht er der dringlichen Rückbesinnung auf den Wert und den Respekt der Natur Stimme und Raum.

      

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