Andrea Mariconti

4 September 2022 – 8 Januar 2023
Das von Andrea Mariconti für die Ghisla-Stiftung konzipierte und realisierte Projekt bewegt sich in einem noch nie dagewesenen Kontext, in dem das künstlerische Experimentieren in Ton und Bild durch klangliche und dynamische Komponenten angereichert wird, die mit Kunstwerken interagieren, welche durch die geschickte Manipulation der physikalischen Eigenschaften des Bronzegusses entstanden sind und ihre plastische Form zu einem breiteren räumlichen und landschaftlichen Kontext verklären können. Die Besucher nehmen an einer Erfahrungsreise teil, in der Kunst und ihre Mittel sich vermischen: Klang, Form und Materie verfremden die menschliche Wahrnehmung und ermöglichen den Übergang von traditionellen Welten der Materie, Feuer und Bronze sowie essentiellen Formen und Schwingungen zu kreativen Prozessen der Gegenwartskunst.

Das Ausstellungsereignis besteht aus der Installation eines Hauptkorpus von skulptural-musikalischen Werken aus Bronze mit Wachsausschmelzung, die aufgrund ihrer besonderen Form in Resonanz gehen, wodurch sie eine Suggestion von Klängen in einem vorher festgelegten harmonischen Rahmen erzeugen.

Diese Serie von Skulpturen, die sich durch die drei Räume der Ausstellung zieht, wird an den Wänden von einer Reihe von Gemälden flankiert, die nach drei thematischen und chronologischen Bereichen geordnet sind. Sie berühren besondere Momente der Forschung des Künstlers und bilden eine Brücke zwischen der bildnerischen Produktion und der jüngsten Entwicklung der Skulpturen.

Die Umgebung erinnert an einen archäologisch-künstlerischen Kontext und ist Schauplatz einer Erfahrung, die aus Geografie, Karten, Musik, Materie und Antimaterie besteht. Hier finden sich Fundstücke von Prozessen, zu Teilen ausgearbeitet zwischen Bildhauerei-Malerei-Kalkographie deren kuratierte Ausstellung durch das Nebeneinanderstellen der Elemente und die Transversalität der künstlerischen Disziplinen den Sinn dieser besonderen Forschung enthüllt.

“Wachsausschmelzbronze“, schreibt Andrea Mariconti, „ist eine sehr alte Technik, die eine wesentliche Rolle in der Entwicklung der menschlichen Zivilisation gespielt hat. Sie spricht zu uns von der Ewigkeit und stellt direkte Fragen zu unserer kreatürlichen Existenz auf dem Planeten, zu der ökologischen und demografischen Wirkung, die wir haben, zu unserer Vergänglichkeit. Bronze ist beständig, sie wird uns überdauern. „Næuma Antimatter“ entstand aus der Kombination organischer Formen, die Bildern von Termitenhügeln sowie archäologischen und anthropologischen Formen entspringen, die aber auch von Propellern und Artefakten aus der Kupferzeit inspiriert sind. Ausgehend von diesen formalen Linien habe ich in einer langen Reihe von Zeichnungen und Skizzen nach einer Synthese gesucht, die ein perfekt ausgewogenes Hybrid darstellt. Bronze ist in erster Linie Klang und Farbe, ein paradoxes Oxymoron aus Materie und Antimaterie.

„Die Ausstellung in Locarno“, sagt Ilaria Bignotti, „erzählt von einer langen Recherche, die obsessiv zu bestimmten Fragen zurückkehrt und sich diesen stellt, indem sie verschiedene Materialien verbindet, welche in der Möglichkeit des Bildes und der Komposition gleichzeitig das unveräußerliche Potential des Verblassens andeuten, des sich Auflösens, der Läuterung im Unermesslichen der Materie, welche Magma ist. Antimaterie. Der Widerspruch zwischen Ikonographie und Ikonoklastik, der Schauer, der dem Künstler in der Malerei durch die Finger fährt und ihn dazu bringt, die Form, mit ihren Drifts, ihren Abweichungen immer wieder zu hinterfragen, ist vielleicht der sicherste, wenn auch gefahrvolle Weg, den Mariconti zu gehen weiß.

      

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