Roots of Being

18. März – 19. August 2023
Im zweiten Stock befindet sich eine temporäre Ausstellung, die den Werken von Alessandro Twombly gewidmet ist. Seine Kunst fasziniert und fesselt, sie betört, überrascht und ist häufig schwer fassbar: Es ist schwierig, wenn nicht gar unmöglich, sie in eine einzige Definition zu pressen, in eine Schachtel zu stecken, die alle ihre Themen und Formen enthält: denn diese Kunst ist ihrer Natur nach nicht einheitlich, sondern vielfältig. Alessandro Twombly ist Maler und Bildhauer zugleich, er arbeitet im schnellen und flüssigen Rhythmus der Öl- oder Acrylmalerei, um dann ins langsamere, festere und kompaktere Tempo der Bildhauerei zu fallen. Die Bandbreite seiner Produktion umfasst indifferent Figuration und Abstraktion, mit deutlichen Bezügen zur informellen Sprache, ohne sich jemals vollständig einer dieser Kategorien zuordnen zu lassen. Der Künstler malt Blumen und weite Himmel, dennoch keine Stillleben oder Landschaften; er geht entschieden über den Kanon der naturalistischen Darstellung hinaus; er setzt Titel wie ,tempoʽ, was auf italienisch sowohl Wetter als auch Zeit bedeutet, hier jedoch nicht den Sommer- oder Wintertag meint; er präsentiert Bilder von gelben Schwertlilien, die kurz davor sind, für immer zu verblassen mit einem Titel, der sich an den Betrachter wendet und besagt: „It’s the moment/Dies ist der Moment“; auf einem anderen Bild – das in regelmäßigen Abständen großformatig ist – scheint man einen Blick auf ein seltsames tanzendes Monster zu erhaschen, das sich als Silhouette gegen den Himmel abhebt, während die zweideutigen, unheimlichen Worte der Bildunterschrift im Kopf nachhallen: „One day the message was sent/Eines Tages wurde die Botschaft versandt“. Kurzum, man bleibt wie in einem Schwebezustand zwischen Faszination und Beunruhigung, unsicher, ob man sich vor einer Welt blumiger Schönheit und prächtiger Farben befindet oder vor etwas Unbestimmtem, das geschehen wird und einen herausfordern könnte.

Twomblys Kunst ist fröhlich und vital, sie strotzt vor Energie und Farbe und gleichzeitig lässt sie sich nicht einem einheitlichen visuellen und mentalen Territorium zuordnen, da sie von Natur aus ,polymorphʽ ist – um noch einmal einen seiner Titel zu zitieren – und das nicht nur in dem Sinne, dass sie kontinuierlich von der Malerei zur Skulptur und umgekehrt übergeht, sondern auch von einem malerischen Werk zum nächsten, welches unmittelbar an das erste Werk anschließt oder es begleitet: als gäbe es einen ununterbrochenen Dialog, der sich durch die Werke und Disziplinen zieht.

Anlässlich der Ausstellung erscheint ein Band mit Reproduktionen der ausgestellten Werke, einem Essay in italienischer Sprache von Claudio Guarda und einem Text in englischer Sprache von Richard Milazzo.

      

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